II. Liebeserklärungen
Der schwarze Schreibtisch meines Vaters
Er hatte Jahrzehnte im elterlichen Wohnzimmer immer an derselben Stelle gestanden, gleich rechts, wenn man zur Tür hineinkam. Niemals wurde er verrückt oder an einen anderen Platz gestellt. Wie ein Denkmal stand er dort, solange ich zurückdenken kann. Was hat er nicht alles gesehen und erlebt, und was wurde auf ihm nicht alles geschrieben. Er würde viel erzählen können, wenn er sprechen könnte.
Und so wie er die Geschichte unserer Familie sozusagen am eigenen Leib mitbekommen hat, so ist er selbst zu einem Teil unserer Familie geworden. Er war zu Hause ursprünglich der Arbeitsplatz meines Vaters, was sich später änderte. Mein Großvater mütterlicherseits hatte ihn bei einem Schreiner herstellen lassen, zusammen mit der Wohnzimmereinrichtung für meine jungverheirateten Eltern. Es war so üblich in der Zeit als meine Eltern heirateten und ihren Hausstand gründeten, dass der Vater für seine Tochter die Möbel bei einem Schreiner herstellen ließ.
Der Schreibtisch für meinen Vater war ganz schlicht gearbeitet. Rechts und links die Fächer, auf der einen Seite für Bücher und links die Schubladen, in denen die Unterlagen für das Haus aufbewahrt wurden. Hier wurden die Steuerformulare ausgefüllt, die Mieteinnahmen aufgeschrieben und die Briefe an die Verwandten geschrieben. In einem Jahr wurde es vergessen die Weihnachts- und Neujahrespost abzuschicken und so lagerte sie ein ganzes Jahr auf dem Schreibtisch, bis es wieder soweit war und zeitversetzt von einem Jahr wurde sie dann abgeschickt, was keiner von den Empfängern merkte, weil das Datum nicht drauf stand.
Stets war es mein Vater, der die Schreibarbeiten für die Familie besorgte. Er war der Schreiber der Familie. Später wurden auch die Entschuldigungen für die Schule von ihm geschrieben und noch viel später das eheliche Testament. Es ist immer mein Vater gewesen, solange ich zurückdenken kann, der den Platz am Schreibtisch einnahm.
Als er den Garten anlegte, hat er eine Liste gemacht und alle Bäume und Sträucher aufgeschrieben, die er anpflanzen wollte. Mit seiner schönen Schrift hat er sie alle festgehalten und zuweilen waren es sehr klangvollen Namen wie z. B. Gellerts Butterbirne, Landsberger Renette, Gelber Edelapfel, Williams Christbirne, Köstliche von Charne Birne, Borikon/Goldnobel usw.
Ich habe dieses alte Blatt, das an den Rändern schon sehr zerfleddert ist, aufgehoben und es ist mir eine kostbare Erinnerung an meinen Vater, der mir mit Sicherheit die Freude am Schreiben und Formulieren vererbt hat.
Elisabeth Masuhr
Sommer, Sonne und das Meer
Er stand in der Küche, am Herd, ein großes Holzlöffel in der Hand; Gebratene Kartoffeln, goldbraune Kartoffeln mit Salz gewürzt, nur einfach mit Salz. An einer Ecke saß ich, wartend mit gutem Appetit; ich saß da, wie die Kinder, die an einer Ecke sitzen und vielleicht sich in der Fantasie verlieren. Ich blickte einen Moment den Mann, der da stand, er schaute mich einen Augenblick und hatte ein gütiges Lächeln, wie Erbarmen Gottes, verkörpert durch diesen Menschen. Nein, er war kein Held, kein König, kein Retter; er war ein Mensch mit Licht und Schatten. Genauso habe ich auch Licht und Schatten in mir,, ein Bewusstsein und ein Unbewusstes, das nach unten hin offen ist, das mir unendlich scheint, wie das Meer, an dem wir im Sommer jedes Jahres hinfuhren. Mein Vater, der den schweren Koffer auf die Reisen immer selbst trug, auch durch den sandigen Strand entlang, war ganz braun und glänzend von der Sonne und der Wind.
Ich wünsche mir manchmal einen fliegenden Koffer, aus dem ich fantastische Geschichten rausholen konnte, Geschichten, die sich seltsam anhören lassen. Geschichten, die nicht aus der Leere stammen , sondern aus einem Sonnenverbrannten Herzen…!
Kami Djahangiri
Vier Hände
Hände liebkosen deine Wangen
geben dir zu trinken
halten deinen Kopf
streichen durch dein Haar
wachen über deinem Schlaf
spüren deine zarte Haut
machen dir dein Bett
führen dich durch den Tag
Worte fallen aus deinem Mund
vier Hände fangen sie auf
formen sie neu
spielen damit
ich höre dein Lachen
Annegrete Feckler
Ein liebes Gedicht, ein Liebesgedicht
Du
Wenn du deine Augen aufschlägst, ist es,
wie wenn Enten aus dem Wasser tauchen.
Meine Sehnsucht und meine Ruhe,
mein Alleinsein und meine Freude,
sie haben einen Namen,
eben den Deinen
Du.
Du aber
Geh deinen Weg,
gehen wir den einen,
finden wir uns,
im Garten,
auf einer blühenden Wiese
und wo du willst.
Paul Kehren
Durch Lächeln wird Liebe in die Welt gestreut.
Ich erinnere mich noch gut an die herzliche Bedienung letzten Sonntag in Unkel. Besonders die eine Frau gefällt mir so gut, denn sie hat für jeden ein süßes Lächeln. So eine Frau bringt Freude in die Welt und macht ein Cafe zu einem freundlichen Ort.
Es ist aber wichtig, dass ich damit umgehen kann, dass dieses Lächeln nicht für mich allein bestimmt ist, sondern für eine Vielzahl von Menschen. Manchmal überkommt mich nämlich die Trauer, dass ich von so einer süßen Frau nicht ausschließlich allein geliebt werde. Aber ich muss nun einmal damit leben, dass die ausschließliche Liebe einer Frau für mich nicht zu haben ist.
Das unverbindliche Lächeln, dass von einer Frau in solchen Orten wie Cafes oder Läden in die Welt gestreut wird, ist dagegen im Überfluss zu haben. Wenn ich selbst in die Welt hinauslächele, ist dieses Lächeln von vielen Frauen an vielen Orten zu haben. Zweierbeziehungsliebe ist dagegen nicht für mich zu haben, und damit muss ich leben.
Aber diese unverbindliche Liebe, die überall so in die Welt gestreut wird, ist mehr Liebe, als ich allein fassen kann. Wenn ich mich darüber freuen kann, so ist für mich soviel Liebe zu haben, dass ich mich darüber ein ganzes Leben freuen kann.
So kommt es auf meine Sichtweise an, ob ich mich darüber freue, dass ich soviel allgemeine Liebe bekomme, oder darüber ärgere, dass die Zweierbeziehungsliebe für mich nicht zu haben ist. Und je nach dem von welcher Seite ich die Sache sehe, bin ich glücklich oder traurig.
Wenn ich offen bin für diese allgemeine Liebe, so gibt es für mich soviel Glück und Freude zu erleben.
Tiramisu
Schmeckt himmlisch
Am liebsten jeden Tag
Immer wieder – jahraus jahrein
Essen bis zum geht nicht mehr
Verspeisen bis zum Abwinken
Zum Verwöhnen und verführen
Zum Freunde gewinnen
Ein Genuss auf hohem Niveau
Um Verbündete zu gewinnen
Um Freundschaften zu stärken
Um Männer gut zu stimmen
Um Kinder zu erfreuen
Um Schwiegermütter fröhlich zu machen
Um Freude zu verbreite
Eine gute Stimmung zu zaubern
Wie Musik auf der Zunge
Wie ein warmer Regen im Frühling
Wie das Singen der Nachtigall
Ein Genuss für die Sinne
Wie ein Engelgesang
Leicht und anmutig wie ein Feenreigen
Zart wie Tüll aus Marokko
Kostbar wie Seide aus China
munter wie der Weckruf der Amsel
schön wie die aufgehende Sonne
luftig wie eine Brise
wohltuend wie die Wärme vom Kamin
belebend wie das trällern eines Liedes
wärmend wie ein Kaminfeuer
beruhigend wie das Spielen eines Kindes
Belohnung für eine schwere Arbeit
Wie ein wundervolles Geschenk
Wie ein Schöpfungsgedanke
Elisabeth Masuhr