nn
nn nimmt uns mit auf ihre innere Reise. Schreiben ist für sie Ausdruck ihrer oft fragenden Seele, die in Texten nach Antworten und nach dem JA zum Leben sucht.
Musikalische Interpretation der Texte | Johanna Otten
in Seelsorge & Begegnung | Paulushaus | www.seelsorge-und-begegnung.de
Inhaltsverzeichnis
Seelsorge und Begegnung · 5
Neue Wege · 6
Atemnot · 7
Bretagne 2000 – mein Gespräch mit der Sonne · 8
Blondy · 10
Abschied · 11
Es gibt Tage · 13
Versuchsweise · 14
Jahresanfangsgedicht · 15
Versöhnung oder: Sehnsucht · 17
Seelenkleid · 18
An meine Freunde · 19
Gestaltung und Bilder (außer Deckblatt): Annegrete Feckler
Seelsorge und Begegnung
Das Paulushaus ist
ein liebevoller Ort.
als ich hierher kam,
spürte ich dies sofort.
Diese Liebe ist es, die mich fasziniert,
die mich immer wieder
an diesen Ort führt.
Er ist ein Schutzraum,
freundlich und warm.
Gott nimmt mich an und in den Arm.
In Dankbarkeit schreib‘ ich dieses Gedicht,
das ganz viele und Vieles anspricht.
Euch, liebe Menschen, die sich
für uns engagieren,
es öffnen sich Herzen,
wir müssen nicht frieren.
Und euch, die ich hier kennen- und schätzen lernte,
durch die ich Verständnis und Würde ernte.
Und dich, Gott, denn im Paulushaus
hier
finde ich oft vorsichtig zu dir.
Gemeinsam singen, lachen, schreiben,
weinen, reden, wir selber bleiben.
Alles und alle haben hier Raum,
für das Früher, das Heute,
für so manchen Traum.
Hier wird Gemeinschaft gelebt und erfahren.
Ich möchte sie mitnehmen und mir bewahren.
Hier werde ich gesehen, akzeptiert, wie ich bin.
Hier macht für mich das Leben Sinn.
Dies ist der Ort, an dem ich viel
Kraft tanke.
Deshalb sag‘ ich von Herzen:
Danke.
Neue Wege…
Sonnenblumen säen, obwohl es regnet.
Die Sterne zählen, obwohl die Nacht Angst macht.
Weinen können, obwohl die Tränen lachen möchten.
Schweigen, obwohl die Wut
Stille nicht mag.
Kämpfen – obwohl die Verzweiflung
aufgeben will.
Fragen, obwohl die Antwort ausbleibt.
Danken, obwohl der Stolz
voller Enttäuschung ist.
Die Reise nach innen antreten,
obwohl der Rucksack kaum zu tragen sein wird —
das
ist Mut für mich.
Atemnot
Löcher kann man nähen oder stopfen,
Risse wieder kleben.
Wunden in der Seele aber,
frierende Herzen,
suchende Hände oder
wackelige Knie
lassen
Heilungsprozessen,
dem Glück
wenig Chancen.
Wenn mal wieder Grenzen überschritten werden.
Wenn Sonnenstrahlen sich verdunkeln,
dann spüre ich ganz besonders
die erdrückende Macht der Gefühle.
Und
wann darf ich endlich wieder atmen?
Bretagne 2000 – mein Gespräch mit der Sonne
Endlich wieder hier.
Zeitloses Dahingleiten meiner Gedanken,
im Einklang mit
dem Rauschen des Meeres.
Der Wind
schenkt mir Luft zum Atmen,
glättet leise die Wogen.
Noch immer
leichtes Stolpern über Felsbrocken.
Gefährliche Abgründe
und über mir die Sonne.
Mit einem Lächeln:
„Bitte, bleib nicht stehen!“
Ich sage: „Susi, bist das du?
Ich würd‘ dich gerne sehen!“
„Nein, geh‘ weiter“, sagt die Sonne, „du darfst nicht so viel denken!“
„Oh, wie schade“, sag‘ ich, „kannst du mir Sterne schenken?
„Die Sterne sind nicht dir und mir, niemand kann sie haben!“
Ich antworte: „Naja, das stimmt. Ich wünsch‘ mir bunte Farben“.
Die Sonne sagt: „Es tut mir leid, kann Wünsche nicht erfüllen.
Bunt wirst du aus eigener Kraft, mit deinem starken Willen.“
„Nein, Sonne, ich bin nicht stark! Ich bin es nur zum Schein!“
„Tja“, sagt die Sonne, „schade, kannst nicht du selber sein.
So leid‘s mir tut, ich geh.‘
ich kann es nicht ertragen.
Dahinten ist ein Wolkenmeer—
vielleicht kannst du das mal fragen.“
„Nein, Sonne! Geh‘ bitte nicht!
Du gibst mir so viel Kraft und Licht!“
„Das kann nicht wahr sein, denkst du das?
Ich leuchte, ja, da hast du Recht.
Ich wärme kalte Hände. Doch wenn ich allen Kräfte gäb‘,
wär‘ ich bald selbst am Ende.
Das Licht, die Träume und die Kraft
sind tief in deiner Seele.
Dein Herz, es schnappt nach Luft und ruft:
Sieh‘ nur, wie ich mich quäle!
Hörst ihm nicht zu,
hörst niemals hin,
was soll denn das nur werden?
Ich gehe fort und wünsch‘ mir,
dass du glücklich wirst auf Erden.
Dich wird es hier auf dieser Welt
nur einmal wirklich geben.
Und du, die sich für gar nichts hält,
was machst du mit dem Leben?
Du wirfst es fort,
nimmst es nicht an
und fragst, warum
dich niemand lieben kann.“
Blondy
Deine Pferdeseele
besucht mich in meinen Träumen,
beschützt mich,
zaubert Erinnerungen hervor.
Du wirst immer
einen Platz haben.
Ich gebe deiner Seele Raum,
fühle deine Wärme.
Du leise Trösterin,
hast mir vorsichtig das
Gefühl gegeben,
da sein zu dürfen.
Danke für unsere gemeinsamen Wege,
die du geduldig
geebnet hast.
Du hast mir gezeigt,
was Vertrauen bedeutet,
wie sich Geborgenheit anfühlt.
Es ist schön,
sich anlehnen zu dürfen.
Danke,
dass auch du
mich gebraucht hast.
Abschied
Du
hast selten etwas überhört
Doch überhört worden
bist du oft.
Deine Verzweiflung
wurde immer wieder übersehen.
Ja, du hast sie versteckt
durch dein fröhliches Lachen.
Doch sie hat dich Jahrzehnte gequält.
Gerade Strecken
hast du eher selten zurückgelegt.
Dein Focus
lag auf den Umwegen.
„Ich bin an meiner Lebensaufgabe gescheitert“, sagten deine Gedichte oft. Das
hat mich traurig gestimmt
immer schon
habe ich doch sehr oft versucht,
dir das sichere Gefühl zu vermitteln,
dass es kein Scheitern gibt.
Deine klaren Augen
haben mich immer wieder
in die Tiefe deiner Seele blicken lassen.
Auch Hoffnung tanzte darin.
Die Februarsonne hatte noch nicht genügend Kraft,
dich nachhaltig zu wärmen.
Die Nachricht
hat mich tief getroffen und erschüttert.
Es stürmt in mir
zerreißt meine Seele, wenn
ich daran denke, dass du…
Doch du hast dich entschieden.
Endgültig.
Diese Endgültigkeit tut weh,
lässt mich immer wieder zweifeln, wirft Fragen auf:
Wolltest du das wirklich?
Du starke und gleichzeitig sehr weiche Seele
sensibel für jeden Blick,
jede Geste
du kannst diese Frage nun
nicht mehr beantworten.
Ich akzeptiere sie,
deine Entscheidung,
mit Schmerz.
Danke,
für unsere vielen intensiven
Begegnungen.
Niemals wird dein Platz in
meinem Herzen
einer anderen Seele weichen.
Niemals,
denn weißt du,
mein Herz mag keine endgültigen Abschiede.
Danke für dich.
Es gibt Tage
Es gibt Tage, die beginnen
mit einem großen Fragezeichen.
In der Nacht ist es gewachsen,
haben die Gedanken es genährt.
Sie waren nicht zum Schweigen zu bringen.
Schlaflose Selbstzweifel
unterstreichen die Ohnmacht.
Wut weicht der Trauer.
Rote schwere Tränen
spiegeln sich im schwarzen See der Nacht.
Das Fragezeichen
wächst mit jedem Versuch, zu verstehen.
Es gilt, die Ungewissheit auszuhalten.
Mich auszuhalten.
Alles in mir.
Antworten
wird niemand.
Es gibt Tage,
die sind keine Tage, sondern Nächte.
Es wird nicht hell,
denn der schwarze See,
von den Tränen gefüllt,
verschluckt jeden Versuch des Frühlingslichtes,
vorsichtig zu lächeln.
Versuchsweise
In ihrem Garten
wächst viel Unkraut.
Mit großer Mühe versucht sie
zu verhindern,
dass
es sich weiter ausbreitet.
Sie gräbt in der Erde,
hackt,
schaufelt,
sät Blumen.
Doch
die Wurzeln bleiben widerspenstig.
Es wird
noch viele Sonnensaufgänge geben müssen,
starke Regenschauer,
heftige Gewitter,
bis sie verstanden hat:
Auch
Unkraut ist Leben.
Jahresanfangsgedicht
Der Himmel weitet sich.
Es beginnt der Morgen.
Das Jahr ist jung.
Doch es vertreibt nicht die Sorgen.
Ich möchte‘ gern noch schlafen
doch ich hab‘ Angst vor meinen Träumen.
Versuche verzweifelt, mein Innerstes aufzuräumen.
Doch das Chaos in mir
ist permanent da.
So endete das alte,
so beginnt das neue Jahr.
Die Vergangenheit kann
mir niemand mehr nehmen
auch nicht die Ängste,
die mich ständig lähmen.
Mit meinen inneren Konflikten, das ist klar,
muss ich lernen, zu leben
auch in diesem Jahr.
Vielleicht ist es dies,
vielleicht besteht darin der Sinn?
Dass ich immer mehr lerne,
dass mir klar wird, wer ich bin?
Ob ich sein WILL,
die Frage stellt sich hier nicht.
Am Horizont leuchtet ganz blass ein Licht.
Es ist das Lebenslicht.
Es ist freundlich und warm.
Ruft mich, verdrängt kurz
die Schuld und die Scham.
„Gib dich nicht auf“, sagt es,
„Es ist ein Geschenk, zu leben!
Du solltest weiter versuchen,
Balance anzustreben“.
Ja, Balance, so heißt das Zauberwort.
Ich suche verzweifelt meinen sicheren Ort.
Denn Balance wird nur durch Sicherheit genährt.
Durch Sicherheit wächst Balance —
oder umgekehrt.
Aber was ist Sicherheit?
Gibt es sie überhaupt?
Ein Risiko ist da, wird bleiben
und Angst ist erlaubt.
Balance wäre schön.
Auch mit Angst und Risiko.
Hoffnung!
Ein Ja zum Leben.
Darüber wäre ich froh.
Nicht ständig Zweifel.
Der Wind trocknet die Träne
und ich tue das,
wonach ich mich sehne.
Dies wünsche ich mir
und dann schau‘ ich mich um.
Eine Frage bleibt, nämlich diese:
Warum?
Doch damit zu leben, dass ich die Antwort nie kennen werde,
das ist eine weitere Aufgabe für mich
auf dieser Erde.
Die Sonne lacht leise.
Die Vögel stimmen mit ein
und ich lebe noch immer—
so soll es wohl sein.
Versöhnung oder Sehnsucht
Du bist hellblau.
Die Sonne ist an deiner Seite.
Du mein Sehnsuchtsstern
leuchtest leise in die Weite.
Deinen Vanillegeschmack auf der Zunge
wandere ich mit dir durch die Nacht.
Atme Lavendelduft ein bis in die Lunge.
Ich glaube, ich bin aufgewacht.
Oh, ich höre leise Klänge.
Es ist eine Harfe – du bist es Stern!
Du entlockst mir einsame Gesänge.
Ich brauche dich, Sehnsucht
und ich habe dich gern.
Seelenkleid
Ihr Seelenkleid ist dünn,
so dass sie beinahe friert.
Und dennoch –
es passe ihr.
Ist nicht zu groß,
nicht zu klein.
Vielleicht braucht sie
noch eine Mütze
und einen Schal
für die ganz kalten Tage.
Doch jetzt ist Sommer
und wenn sie will,
bleibt er sogar.
An meine Freunde
Eure offenen Arme
empfangen mein müdes Herz.
Eure klaren Gedanken
füttern meinen fragenden Verstand.
Eure helfenden Hände
halten vorsichtig mein Vertrauen.
Eure aufmerksamen Ohren
lauschen meiner unsicheren Melodie.
Eure triefen Gefühle
berühren meine verletzte Seele.
Eure starken Schultern
tragen tapfer Unaussprechliches.
Eure ehrliche Haut
wärmt meine großen Zweifel …
… und die Zweifel werden
zu lachenden Blumen,
die auch im Winter nicht einknicken.
Eis und Schnee überdauern.
Dank ihrer starken Wurzeln.
Nicht auszudenken –
was wäre ich ohne Wurzeln,
was wäre ich ohne euch.